OPEN MIND

Forschungsprojekt mit OPEN MIND

25.11.2025 — Ein Nachfolgeprojekt des Instituts für Fertigungs­technik und Werkzeug­maschinen der Leibniz Universität Hannover (IFW) mit der OPEN MIND Technologies AG bringt die Idee der Energie­einsparung durch bedarfs­gerechte KSS-Zufuhr ein weiteres Stück voran. Gemeinsam mit Kennametal Inc. und DMG MORI wurde ein Verfahren entwickelt, mit dem der KSS-Volumenstrom auf Basis des Zeitspanvolumens direkt aus der CAM-Planung abgeleitet und in den NC-Code integriert wird. Die in hyperMILL programmierte adaptive Zufuhr von Kühl­schmierstoff (KSS) erreichte Energie­einsparungen von rund 82 Prozent.
In der Studie wurde eine Methode zur zykluszeit­basierten, werkzeug­spezifischen KSS-Bedarfs­planung direkt im CAM-System mit Ausgabe eines angepassten NC-Codes für Fräs- und Bohr­prozesse entwickelt. Diese konnte in der praktischen Ausführung auf die bestehende Technologie der adaptiven KSS-Zufuhr von DMG MORI aufbauen. Das Projekt umfasste die KSS-Bedarfs­modellierung, die Integration in die CAM-Software hyperMILL und die Validierung auf der Werkzeug­maschine DMU 40 eVo linear von DMG MORI.

Modellierung

Die Modellierung des Kühlschmiermittel­bedarfs basierte auf der Überlegung, dass mit steigendem Zeit­spanvolumen typischer­weise auch die Menge an Wärme und Spänen zunimmt, die aus der Kontakt­zone abgeführt werden muss. Diese vereinfachende Annahme erlaubte eine robuste und werkzeug­spezifisch skalier­bare Berechnung des KSS-Bedarfs auf Basis allgemein verfügbarer CAM-Daten. Die Referenz­daten für das maximale Zeit­span­volumen pro Werkzeug wurden von Kennametal bereit­gestellt. Druck, Volumen­strom und elektrische Leistungs­aufnahme der KSS-Pumpe wurden aufgezeichnet und Kennlinien für die je nach Werkzeug unterschied­lichen hydraulischen Situationen erstellt.

Programmierung

Um die Anpassung des Volumenstroms entlang der Werkzeug­bahn in der CAM-Software umzusetzen, wurde die Python-API (Programmier­schnittstelle) von hyperMILL genutzt. In der Abtrags­simulation des CAM-Systems werden für jede Bearbeitungs­zeile die Schnitt­parameter analysiert und daraus in Kombination mit den werkzeug­spezifischen Metadaten das Zeitspan­volumen errechnet. Aus diesem wird in einem Modul des IFW der Volumen­strom abgeleitet, wobei eine Glättung vor der Erweiterung der NC-Daten um den Befehlssatz zur Volumenstrom­steuerung dafür sorgt, dass abrupte Wechsel vermieden werden.

Verifikation

Zur Validierung wurde ein Demonstrator aus dem Werkstoff 11SMn30+C mit typischen industriellen Operationen wie Fräsen, Bohren, Gewinde­schneiden und Räumen auf einer DMG MORI DMU 40 eVo linear bearbeitet. Dabei wurde nicht mit einer zeilen­weisen Steuerung, sondern mit einem gemittelten Volumen­strom pro Bearbeitungs­schritt gearbeitet, was sich bewährte. Der Energie­verbrauch der Pumpe wurde über den Frequenz­umrichter erfasst. Der Vergleich mit einer konventionellen Bearbeitung zeigte eine Einsparung von rund 82 Prozent bei gleicher Qualität der Bearbeitungs­ergebnisse. Die CAM-basierte Lösung erweist sich als sehr flexibel. So bietet sie die Möglichkeit, den adaptiven Modus auch gezielt zu deaktivieren, wenn beispiels­weise beim Bohren die mechanische Wirkung des KSS für den effektiven Späne­abtransport benötigt wird. Die Methode soll nun weiter­entwickelt und erforscht sowie für andere Werkzeug­typen, Bearbeitungs­verfahren und Werkstoffe verfügbar gemacht werden.

 – Adaptive Steuerung des Kühlmitteldrucks <br /><em>Quelle: IFW</em>

Adaptive Steuerung des Kühlmitteldrucks
Quelle: IFW

Die Ergebnisse dieser Studie wurden von Prof. Dr.-Ing. Berend Denkena, Dr.-Ing. habil. Marc-André Dittrich, Dr.-Ing. Klaas Maximilian Heide, Dr.-Ing. Alexander Krödel-Worbes, Andreas Lieber, Dipl.-Ing. (FH) sowie Talash Malek, M. Sc. und Martin Winkler, Dipl.-Ing. (FH) unter dem Titel „KSS-Bedarfsplanung direkt aus dem CAM-System“ in Ausgabe 09/2025 der Zeitschrift VDI-Z veröffentlicht. 

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